Sonntag, 17. November 2013

7 arbeitsreiche Tage

Eine sehr arbeitsreiche Woche liegt hinter Isabelle und mir! In meinem letzten Blogeintrag hatte ich bereits unser Jahresprojekt kurz angeschnitten. Diesen Beitrag hier möchte ich nutzen, um Euch es nochmal genauer zu erläutern. 

Eigentlich ist die Sache ganz einfach: 


Unser Projekt nennt sich ''Berufliche Selbstständigkeit durch Hilfe zur Selbsthilfe''.  Wir möchten Menschen, die keine Zukunftsperspektive haben, Miniausbildungen (Herstellen von Kerzen, Seife, Moskito-Schutz-Mittel, Streichhölzern…) ermöglichen, durch die sie selbstständig werden und ihr eigenes Geld verdienen können. In unserem ersten Durchlauf werden wir 30 Personen trainieren, die zusammen arbeiten, sich unterstützen und ihre eigene kleine Firma verkörpern! Die hergestellten Produkte werden dann auf Märkten und in unserem zukünftigen Red-Cross-Store verkauft. In dem Red-Cross-Store werden zusätzlich Rot-Kreuz-Artikel, wie T-Shirts oder Taschen verkauft. Damit wird der Rot-Kreuz-Gedanke weiter verbreitet. Auch werden hier Second-Hand-Kleidungsstücke verkauft. Generell soll der Laden zu einem Treffpunkt für alle Rot-Kreuz-Verbündete werden. Mittlerweile ist das Projekt auch nicht mehr nur eine Idee in unserem Kopf. Potenzielle Spender wurden angeschrieben, Zusagen trudeln ein und wir haben bereits einen 3-Monats-Plan aufgestellt und haben uns in der gesamten letzten Woche mit potenziellen Teilnehmern getroffen. Leider kann ich unser Proposal nicht online stellen. Sollte jemand daran jedoch interessiert sein, kann derjenige mir gerne eine Mail schreiben: 

Franziska.Gehl@gmail.com

Auf jeden Fall war es eine ganz besondere Erfahrung, so viele verschiedene Menschen und ihre jeweiligen Lebensgeschichten kennenlernen zu dürfen. An den ersten beiden Tagen waren wir wirklich sehr weit im Landesinneren. Dort, wo es keine befestigten Straßen mehr gibt, das Boda auch nicht weiterkommt und wir viel, viel zu Fuß laufen mussten. Am Anfang haben wir immer ganze Gruppen besucht und über Projekte etc. geredet. Danach sind wir nur zu jeweils fünf Haushalten gefahren und haben mit den einzelnen Personen gesprochen. Diese drei ersten Tage des Auswählens haben mich spüren lassen, wie einfach wir es doch in Deutschland haben. Bei unseren potenziellen Teilnehmern hat das Schicksal manchmal mehr als einmal zugeschlagen. Da gibt es eine an Polio erkrankte Frau, die auch noch schwerhörig ist, sich nicht nur um ihre adoptierten Kinder kümmern muss, sondern auch um ein anderes altes Ehepaar. Das alles mit weniger als 3 EUR im Monat. Dann gibt es auch noch eine 18 Jährige, die keine Eltern mehr hat, sich um ihre zwei Geschwister kümmern muss und kein Dach über dem Kopf hat. Das mag jetzt alles sehr klischeehaft klingen, entspricht aber leider auch den Tatsachen. Trotzdem ist mir bei jedem Einzelnen aufgefallen, wie herzlich sie einen aufnehmen, unbefangen über ihr Leben reden und sich zum Schluss noch sehr darüber freuen, wenn man von ihnen ein Foto macht und es ihnen danach noch zeigt. Auch wenn manche nicht ausgewählt werden...die Fotos wollen wir ihnen trotzdem zukommen lassen. 

Zum Schluss haben wir von so ziemlich jeder Gruppe ein Geschenk bekommen. Hauptsächlich Zuckerrohr, Jackfruit und Ananas! 

Freitag und Samstag waren wir dann wieder näher an der Stadt und es ist einem gleich aufgefallen, dass dort die Menschen wieder ein wenig mehr verdienen. Trotzdem müssen auch hier viele hart arbeiten, um genug Geld zu verdienen, damit ihre Kinder zur Schule gehen können. 
Diese fünf Tage in den Dörfern waren anstrengend und berührend, gleichzeitig aber eben auch schön und interessant.
Die Aussicht von den Hügeln, wo die Ugander leben, ist aber immer phänomenal - insbesondere wenn man den Regen fünf Hügel weiter sehen kann! Das lässt manches etwas leichter ertragen.  

Im Laufe der nächsten Woche werden wir unsere Teilnehmer dann endgültig auswählen und die gesamte Gruppe noch einmal besuchen. Wir überlegen schon seit Tagen wirklich hin und her, denn jede Gruppe ist auf ihre Weise interessant!

Donnerstag war dann unser erster richtiger Arbeitstag im Krankenhaus. Aufgeregt und auch ängstlich sind wir in die Pädiatrie gekommen. Dort wurden wie zuerst von der diensthabenden Krankenschwester gemustert und gefragt : ''Seid ihr Ärzte oder Krankenschwestern?'' Wir: '' Ehm ... naja ... wir haben gerade die Schule beendet.'' Sie: ''Achso.'' 
5 Betten waren mit Kindern gefüllt - von Malaria bis Unterernährung war alles dabei. Da das Krankenhaus ein Lehrkrankenhaus ist, waren auch viele Studenten dort. Diese haben uns herumgeführt, uns die Krankheiten erklärt und auch einfach nur mit uns geplaudert. Dann kam unser erster großer Isa-Franzi-Einsatz: Wir durften ganz alleine eine Akte anlegen und dann damit zur Krankenhausapotheke gehen, um Medikamente zu holen! Wir haben uns erstmal verlaufen, standen urplötzlich im privaten Flügel des Krankenhauses. Irgendwann hat uns dann zum Glück ein Student gefunden. Er: '' Oh, da seid ihr! Seid ihr verloren gegangen?'' 
Quatsch, wir doch nicht .... 
Nachdem wir die Medikamente dann bei der Krankenschwester abgegeben haben, durften wir noch Ergebnisse aus dem Labor abholen und dieses Mal haben wir uns nicht verlaufen! Geht doch. 
Zurück auf der Station standen schon Studenten und ein Chinese (Isabelle meint er ist Koreaner) um ein Bett mit einem armen kleinen Jungen herum. Es sollte nur Blut abgenommen werden. Leider konnte niemand eine gut sichtbare Vene finden, also mussten leider mehrere Stellen ausprobiert werden, bis es geklappt hat. Und was in dem Fall ausprobieren heisst, brauche ich wohl nicht zu erklären... Uns war das in dem Moment dann doch ein bisschen zu krass, weil keiner das Kind beruhigt hat und wir uns dann gedacht haben, dass, wenn wir uns jetzt noch in den Blickwinkel des Kindes stellen, die Tränendrüsen vollends aufgehen werden. Leider ist es uns schon öfter passiert, dass Kinder unseretwegen angefangen haben zu weinen....weiß sieht halt nicht immer fröhlich aus. Zwischendurch hat uns die Krankenschwester dann freundlich gefragt: ''Na, wollt ihr es mal probieren?'' Wir haben wohl extrem lustig den Kopf geschüttelt, da alle uns angelacht haben. Oder war es auslachen?? 

Jedenfalls wurde irgendwann doch erfolgreich Blut abgenommen und der Junge durfte wieder zur Mutter. 

Der Tag verging insgesamt schnell, war sehr spannend und lehrreich. Ich freue mich schon auf nächsten Donnerstag. Da sind wir nämlich wieder in der Pädiatrie. 

Heute, am Sonntag, waren wir endlich auch wieder in einer Schule, um neue Mitglieder zu registrieren. Auf dem Rückweg mussten wir dann lautstark mit dem Matatu-Geldeinsammler diskutieren, weil er kurz vor Bushenyi plötzlich 6000 Shilling anstatt den vereinbarten 4000 Shilling haben wollte. So haben wir ihm tausendmal erklärt, dass es immer 4000 kostet und wir es nicht einsehen mehr zu bezahlen. Außerdem haben wir ja den Preis vorher abgesprochen. Er hat aber immer weiter auf das Geld gepocht und wollte unser Geld nicht nehmen, dass wir ihm hingehalten haben. Naja, knallhart meinte ich dann: ''Nimm das Geld oder nimm gar kein Geld!'' Isabelle hat dann noch von hinten ein paar Bemerkungen auf Englisch fallen lassen, so dass wir in Bushenyi ausgestiegen sind und der Fahrer ganz plötzlich und ohne Murren doch die 4000 genommen hat. 

Jetzt sitze ich in unserem schönen Wohnzimmer, Isa informiert sich über Studiengänge (was ich nachher auch noch machen muss) und unsere kleinen Nachbarn malen vor unserer Haustür eine Straße. Kindheitserinnerungen. 

Falls wir im Laufe der nächsten Woche nicht wieder ohne Internet hier sitzen (unser Internetanbieter hatte irgendwelche Schwierigkeiten), werde ich auch endlich mal dazu kommen unser Häuschen vorzustellen. Inklusive Bilder! 

Bis ganz bald 

Eure Franzi!



Isabelle probiert das ''Waschbecken'' aus


In der Ferne regnet es. 

Befestigung unserer Jackfruit

So ist das: Die Frauen sitzen auf dem Boden, die Männer auf Stühlen. Wir versuchen uns am Adaptieren.

Zuckerrohr!

Upps.. klappt wohl doch nicht immer mit dem Adaptieren....

Das erste Mal, dass wir ein Grab gesehen haben. Friedhöfe gibt es hier nicht...jedenfalls haben wir noch keinen gesehen




Ananas!


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